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Mittwoch 04 April 2018
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M. G., Agroscope und P. M., Weinbauzentrum Wädenswil
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Arbeiten im Rebbau

Reduktion von PSM im Rebbau

Die Planung des Pflanzenschutzes im Rebbau erfordert Umsicht und Gewissenhaftigkeit. Einerseits müssen die rechtlichen Bestimmungen eingehalten werden, andererseits sind eine gute Wirksamkeit und ein optimales Resistenzmanagement wichtig und auch die Kosten sollen noch vertretbar sein. Nützliche Informationen zu Anwendung und Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) finden sich in den «Pflanzenschutzempfehlungen für den Rebbau 2017/2018» bzw. der Liste der «Pflanzenschutzmittel für den Rebbau 2018» sowie auf der Homepage des Bundesamts für Landwirtschaft. Das Weinbauzentrum Wädenswil wird zudem die bewährten Pflanzenschutzmitteilungen für den Profi weiterführen. Anmeldungen werden über www.weinbauzentrum.ch entgegengenommen (Rubrik Pflanzenschutz).

Neu gibt es ab 2018 gemäss DZV Art. 82 Beiträge für Reduktionsmassnahmen beim Einsatz von PSM im Rebbau. Weinbaubetrieben stehen je zwei Massnahmen zur Reduktion von Herbiziden und Fungiziden zur Wahl (Tab. 1). Es geht um Wirkstoffe mit besonderem Risikopotenzial. Ihre Liste ist unter www.blw.admin.ch > Instrumente > Direktzahlungen > Ressourceneffizienzbeiträge abrufbar. Die Details zur Anmeldung und Durchführung der Massnahmen wurden von Agridea in einem Merkblatt zusammengefasst.

Wird eine Massnahme oder Massnahmenkombination angemeldet, sind besonders zu berücksichtigen:

  1. Generell dürfen auf den gemeldeten Flächen keine Insektizide und Akarizide eingesetzt werden, die Wirkstoffe aus der Liste «Pflanzenschutzmittel mit besonderem Risikopotenzial» enthalten.

  2. Bei der Massnahme M1 ist nur der Einsatz von Blattherbiziden erlaubt. Die Auswahl ist damit beschränkt auf Glyphosate, Cycloxydim, Fluazifop-P-butyl und Clethodim.

  3. Bioflächen können nicht für den reduzierten Herbizideinsatz angemeldet werden.

Bei der Aufstellung des Spritzplans empfiehlt es sich, bei resistenzgefährdeten Wirkstoffen generell nur zwei Anwendungen aus derselben Gruppe vorzusehen. Besonderes Augenmerk ist auf PSM mit Wirkstoffkombinationen zu legen, damit nicht die laut Bewilligung für einen Wirkstoff maximal zulässigen Behandlungen pro Jahr und Parzelle überschritten werden. Für ÖLN und VITISWISS Betriebe sind zudem die in den Richtlinien aufgeführten Einschränkungen zu beachten.

Tabelle 2 zeigt Beispiele von Produkten, die sich für die Bekämpfung der wichtigsten pilzlichen Schaderreger bei Teilnahme an M 4 eignen. Es gibt bei der heutigen Auswahl allerdings mehrere gleichwertige Optionen für eine erfolgreiche Pflanzenschutzstrategie. Die Stadien sind Richtwerte; der exakte Behandlungszeitpunkt ergibt sich aus der Infektionsgefahr (www.agrometeo.ch), der Witterung, dem Rebenwachstum und dem gewählten PSM.

Tab. 1: Massnahmen zur Reduktion von PSM im Rebbau.

 

 Beschreibung

Beitrag

M 1

 Teilverzicht auf Herbizide

 Verzicht auf den Herbizideinsatz zwischen den Reihen. Unter   dem Stock dürfen ausschliesslich Blattherbizide auf einer Breite   von max. 50 cm eingesetzt werden.

 200 Fr. pro ha und Jahr

M 2

 Verzicht auf Herbizide

 Vollständiger Verzicht auf den Herbizideinsatz.

 600 Fr. pro ha und Jahr

M 3

 Verzicht auf Fungizide mit besonderem Risikopotenzial und   Reduktion von Kupfer

 Kein Einsatz von Fungiziden, die Wirkstoffe gemäss der Liste   «Pflanzenschutzmittel mit besonderem Risikopotenzial»   enthalten. Ausnahme: Kupfer bis max. 1.5 kg pro ha und Jahr.

 200 Fr. pro ha und Jahr

M 4

 Verzicht auf Fungizide mit besonderem Risikopotenzial

 Kein Einsatz von Fungiziden, die Wirkstoffe gemäss der Liste   «Pflanzenschutzmittel mit besonderem Risikopotenzial»   enthalten.

 300 Fr. pro ha und Jahr

 

Tab. 2: Pflanzenschutzstrategie gegen die wichtigsten Pilzkrankheiten unter REB-Massnahme M 4.

 Entwicklungsstadium   (BBCH)

 Schaderreger

 Produktbeispiele (Wirkstoffgruppe laut   Mittelliste)

 Wollestadium (05−07)

 Schwarzflecken   (Teilwirkung Kräusel- und   Pockenmilbe)

 Netzschwefel (17)

 Knospenaufbruch (09)

 Schwarzflecken (bei   anfälligen Sorten und   Vorjahresbefall)

 Netzschwefel (17)

 alternativ Folpet 80 WDG (13)   nur bei starkem Infektionsdruck

 Austrieb (10)

 Schwarzflecken (bei   anfälligen Sorten und   Vorjahresbefall)

 Folpet 80 WDG (13)

 3−4 Blatt (13−14)

 Falscher u. Echter   Mehltau,  Schwarzflecken

 Folpet 80 WDG (13) + Netzschwefel (17)

 1. Vorblüte (53−55)

 Falscher u. Echter   Mehltau,  Teilwirkung   Botrytis

 Amarel−Folpet DF (14) + Cyflamid (11)

 alternativ Folpet 80 WDG (13)   +  Netzschwefel (17)

 2. Vorblüte (55−57)

 Falscher u. Echter   Mehltau,  Rotbrenner,   Teilwirkung Botrytis und   Schwarzfäule

 Cyrano (14) + Topas Vino (2a)

 alternativ Flint + Folpet 80 WDG (1) + Talendo (4)

 Blüte (65−69)

 Falscher u. Echter   Mehltau,  Rotbrenner,   Schwarzfäule, Teilwirkung   Botrytis

 Flint + Folpet 80 WDG (1) + Talendo (4)

 Fruchtansatz (69−71)

 Falscher u. Echter   Mehltau,  Teilwirkung   Botrytis

 Pergado (8) + Topas Vino (2a)

 Erbsengrösse (75)

 Falscher u. Echter Mehltau

 Ampexio (8) + Talendo (4)

 Beginn Traubenschluss (77)

 Falscher u. Echter Mehltau

 1. Botrytis (nur   Traubenzone)

 Folpet 80 WDG (13) + Netzschwefel (17)

 Cantus (9d)

 Abschlussbehandlung (81)

 Falscher Mehltau

 2. Botrytis (nur   Traubenzone)

 Amarel−Folpet DF (14) alternativ Folpet 80 WDG (13)

 Teldor (9c)